Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit

Bild Servicestelle

Die "Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit" der Integrationsagentur ist ein unabhängiges Angebot der AWO-Fachdienste für Migration und Integration. Zielgruppe sind von Diskriminierung betroffene Menschen wie auch Institutionen, Einrichtungen und Vereine, die mit Diskriminierungspraktiken konfrontiert sind und/oder die sich mit dem Thema Diskriminierung auseinandersetzen.

Ziele sind der Abbau individueller und struktureller Diskriminierung und die Schaffung eines gesellschaftlichen Bewusstseins, das sich gegen Diskriminierung wendet und Gleichbehandlung anstrebt. Dabei legen wir vor allem Wert auf die Unterstützung und Stärkung der Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind. Auch die Aufdeckung von Diskriminierungsfällen und diskriminierenden Strukturen sowie präventive Maßnahmen wie Fortbildungen und Workshops zur Entwicklung und Festigung einer antidiskriminierenden Haltung sind Arbeitsbereiche der Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit.

Die Angebote und Maßnahmen der Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit umfassen im Einzelnen:

Zuständigkeitsbereiche für die individuelle Antidiskriminierungsberatung sind der Kreis Gütersloh sowie die Stadt Bielefeld.

Workshops und Fortbildungen können überregional in Ostwestfalen-Lippe durchgeführt werden.

Antidiskriminierungsberatung

Wenn Sie rassistische Diskriminierung erlebt haben und sich beraten lassen möchten, können Sie sich an die Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit wenden.

Sophie Buhan-Brzezinski ist in der Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit zuständig für die individuelle Antidiskriminierungsberatung für den Kreis Gütersloh und Bielefeld.

Sie berät, begleitet und unterstützt Personen, die von rassistischen Diskriminierungen betroffen sind.

 

In einem ersten Gespräch können betroffene Menschen von ihren Erfahrungen berichten. Gemeinsam mit der Beraterin kann dann geschaut werden, welche Vorgehensweise sich die*der Beratungsnehmende wünscht und wie diese umgesetzt werden können. Je nach den Zielen und Bedürfnissen wird dann abgestimmt, wie die Unterstützung durch die Beraterin aussehen kann und soll:

 

Soll einfach Raum und Zeit dafür da sein, um über die Diskriminierungserfahrung sprechen zu können?

Soll die diskriminierungsverantwortliche Seite konfrontiert werden?

Gibt es Möglichkeiten sich rechtlich gegen die Diskriminierungen zu wehren?

Soll eine Beschwerde geschrieben werden oder möchte die betroffene Person ein „Vermittlungsgespräch“ führen?

Ist eine solidarische Begleitung für (mögliche) rechtliche Verfahren gewünscht?

All diese Dinge und noch weitere Handlungsmöglichkeiten können während der Beratung besprochen werden.

 

Die Grundlagen unserer Beratung sind Parteilichkeit, Vertraulichkeit, Allyship und Powersharing. Auf diese Grundlagen können sich alle Beratungsnehmenden verlassen. 

Die Beraterin Sophie Buhan-Brzezinski setzt sich seit vielen Jahren mit den Themen Rassismuskritik und Kritisches Weißsein auseinander und arbeitet als weiße cis-Frau aus privilegierter Perspektive gegen Rassismus.

Was weiße Personen gegen Rassismus tun können und müssen

Bild Informationen AntiRa

Viele Menschen, Organisationen und Unternehmen haben am Dienstag im Rahmen der Aktion #blackouttuesday ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt, um sich solidarisch mit der antirassistischen Bewegung in den USA zu zeigen, aber auch um international ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Schon am Mittwochmorgen haben insgesamt 28,3 Millionen Menschen den Hashtag bei Instagram geteilt.

Diese Gesten der Verbundenheit und Solidarität können aber nur ein Anfang sein. Rassismus ist eine weltweite Problematik und muss überall thematisiert werden. Wir können und müssen mehr tun als ein schwarzes Bild mit Hashtag zu teilen, um unserer Verantwortung gerecht zu werden und um wirkliche Verbündete zu werden.

Zu Beginn ist die Auseinandersetzung und die Anerkennung der Problematik Rassismus am wichtigsten. Denn Gewalttaten gegen Menschen, die nicht weiß sind, sind nur die Spitze des Eisbergs. Rassismus zeigt sich in Strukturen, Institutionen sowie individuell. Er ist für viele betroffene Personen Alltag.

Wo du dich informieren kannst, welchen Menschen du zuhören kannst sowie weitere Informationen zum Lernen haben wir hier zusammengestellt. Die Liste ist nur ein Ausschnitt der vielfältigen Informationsangebote – es gibt unheimlich viele kluge Aktivist*innen, Seiten und Bücher - zum Einstieg kannst du diese nutzen:

Podcasts, die du kostenlos hören kannst:

Feuer & Brot https://feuer-und-brot.podigee.io/

TUPODCAST https://tupodcast.podigee.io/

Weißabgleich – taz Podcast von PoC https://weissabgleich.podigee.io/

BBQ - Der Black Brown Queere Podcast von COSMO https://www1.wdr.de/radio/cosmo/podcast/bbq-black-brown-queere-podcast/index.html 

Hörbücher, die du kostenlos hören kannst:

Tupoka Ogette „Exit Racism – Rassismuskritisch denken lernen“ http://www.exitracism.de/

Alice Hasters „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten“ https://open.spotify.com/album/0FhTAyG7izSGUi7x8xaPgm?play=true&utm_source=open.spotify.com&utm_medium=open

Hier kannst du deine Privilegien checken:

Privilegientest für erwachsene Menschen, die strukturell privilegiert sind:

http://portal-intersektionalitaet.de/uploads/media/Privilegientest.pdf

Text von Peggy McIntosh „White Privilege: Den unsichtbaren Rucksack auspacken“: http://sanczny.blogsport.eu/2012/10/01/white-privilege-den-unsichtbaren-rucksack-auspacken/

Instagram-Accounts von Schwarzen Aktivist*innen, Expert*innen und Politiker*innen und Weißen Verbündeten zum Zuhören & Lernen:

@tupoka.o @erklaermirmal @feuerundbrot @alice_haruko @aminajmina @iamchristlclear

@heartxwork @aminatabelli @ffabae @theneferti @afrogermany @nowhitesaviors

Homepages mit kostenfreien Informationen (auch zum Downloaden):

https://www.migazin.de/

https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/rassismus/was-ist-rassismus/

https://www.bpb.de/politik/grundfragen/rassismus/

https://www.vielfalt-mediathek.de/content/54/rassismus.html

https://www.ida-nrw.de/

Eine Literaturliste mit weiterführenden Empfehlungen zur rassismuskritischen Bildung und zu rassismuskritischen Kinderbüchern findest du rechts auf dieser Seite unter dem Punkt "Arbeitshilfen"

Bei weiteren Fragen und Rückmeldungen kannst du dich gerne an uns wenden.

Interview Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit

Bitte stellen Sie Ihre Servicestelle kurz vor…

Sophie Buhan-Brzezinski: Unsere Servicestelle Antidiskriminierungsrarbeit ist bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe e.V., angesiedelt und hier am Standort Gütersloh im Sommer 2017 neu eingerichtet worden. Mein Kollege Thomas Hellmund (0,13 Stellenanteil) und ich (0,87 Stellenanteil) teilen uns eine Vollzeitstelle. Gefördert wird sie vom Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration (MKFFI) im Landesprogramm „Integrationsagenturen“. Insgesamt gibt es 13 Servicestellen, die auf ganz NRW verteilt sind. In Ostwestfalen-Lippe ist eine davon bei der AWO OWL und eine beim Caritasverband in Paderborn.

Welche Vision steckt hinter Ihrer Arbeit?

Sophie Buhan-Brzezinski: Werte wie Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit sind fest im Leitbild der AWO verankert und prägen auch die Arbeit unserer Servicestelle. Wir wünschen uns eine Gesellschaft, in der alle Menschen diskriminierungsfrei leben und ihre Rechte einfordern können. Die Vision hinter unserer Arbeit ist, dass Diskriminierung und Rassismus als gesamtgesellschaftliche Problematiken erkannt und anerkannt werden. Denn das sind Themen, die sich kontinuierlich durch unsere Geschichte ziehen und nicht nur mit Bezug auf Rechtsextremismus und populistische Parteien thematisiert werden dürfen.

Womit beschäftigen Sie sich schwerpunktmäßig?

Sophie Buhan-Brzezinski: Grundsätzlich, wie der Name schon sagt, widmen sich die Servicestellen dem Thema Antidiskriminierung auf verschiedenste Art und Weise. Alle bieten Beratung an für Menschen, die davon betroffen sind und decken den Bereich Bildungs- und Sensibilisierungsarbeit mit ab. Gleichzeitig beraten wir Institutionen, Vereine und Kolleg*innen, die sich mit der Thematik konfrontiert sehen und Fragen dazu haben. Darüber hinaus stellen wir auch fachliche Expertise bereit, wie zum Beispiel das Praxishandbuch Antidiskriminierungsarbeit „Diskriminierung erkennen und handeln“, das wir 2018 veröffentlicht haben.

Mit welchen Anliegen kommen die Menschen zu Ihnen?

Sophie Buhan-Brzezinski: In den letzten beiden Jahren ist uns aus fast jedem Lebensbereich von Rassismus berichtet worden. Das reicht von rassistischer Diskriminierung in Grundschule, Universität und Fitnessstudio bis hin zu rechten Aussagen im Internet, Ungleichbehandlungen bei der Wohnungssuche oder der Verweigerung notwendiger Reparaturarbeiten – es ist eine sehr erschreckende Bandbreite.

Wie unterstützen Sie die Ratsuchenden?

Sophie Buhan-Brzezinski: Antidiskriminierungsberatung ist keine reine Fakten-Beratung. Wir möchten den betroffenen Personen Raum geben für das Erlebte und gemeinsam Wege im Umgang mit Diskriminierung entwickeln. Wir gucken nach Möglichkeiten, wie es weitergehen könnte. Der*Die Ratsuchende entscheidet für sich, welchen Weg er*sie gehen möchte, wir sind in diesem Prozess unterstützend tätig.

Thomas Hellmund: Die meisten ratsuchenden Personen haben vielfach Diskriminierungen erlebt und haben bisher keine Hilfe erhalten. Teilweise sind ihre Erfahrungen sogar herabgewürdigt worden. Wir nehmen sie und ihre Erlebnisse sehr ernst, werten diese nicht ab und treten den Ratsuchenden respektvoll gegenüber.

Was zeichnet Ihre Arbeit aus?

Sophie Buhan-Brzezinski: Die Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit arbeitet sehr eng mit der Integrationsagentur der AWO in Ostwestfalen-Lippe zusammen. Hier in Gütersloh bieten mein Kollege Thomas Hellmund und ich regelmäßig gemeinsame Fortbildungen an, die wir selbst entwickeln und durchführen und die sich an ganz unterschiedliche Zielgruppen richten. Da ist von Jugendlichen, Ehrenamtlichen und Fachpublikum aus der Sozialen Arbeit bis hin zur Stadtverwaltung alles vertreten.

Thomas Hellmund: Ein Beispiel für die gute Kooperation von Integrationsagentur und Servicestelle ist unsere Fortbildung „Wertschätzung von Vielfalt und Vermeidung von Diskriminierung“ für Mitarbeitende in der Kita und in der Arbeit mit geflüchteten Menschen. Hier profitieren wir von unseren unterschiedlichen Herangehensweisen, schlagen eine Brücke zwischen den klassischen Themen einer Integrationsagentur, etwa der Sensibilisierung für Vielfalt und Diversität, und der Antidiskriminierungsarbeit.

Was möchten Sie mit diesem Fortbildungsangebot erreichen?

Thomas Hellmund: Unser Ziel ist es, ein "entspanntes Verhältnis zum Thema Vielfalt" zu schaffen und Stereotypen klar zu benennen. Wir möchten die Teilnehmenden ermutigen und unterstützen, eigene stereotype Bilder zu hinterfragen und sich zu überlegen, wie sie Diversität nicht nur als Ressource zu sehen, sondern diese in ihrem Arbeitsumfeld auch stärker sichtbar machen und wertschätzen können. Dazu ist es in der Regel notwendig, das eigene professionelle Handeln und die Strukturen innerhalb einer Einrichtung in den Fokus zu nehmen. Hierfür möchten wir mit unserer Fortbildung Impulse geben.

Sophie Buhan-Brzezinski: Natürlich müssen wir auch berücksichtigen, dass manche Menschen Faktoren der Vielfalt als Anlass für Diskriminierung nehmen. Daher erläutern wir grundsätzlich, was Diskriminierung eigentlich ist und welche Formen es gibt. Darüber hinaus geben wir Impulse für die praktische Arbeit, indem wir gemeinsam mit den Teilnehmenden Strategien entwickeln, wie sie mit Diskriminierung umgehen, Betroffene stärken und sich selber klar gegen Rassismus positionieren können. Nach diesem Prinzip führen Thomas Hellmund und ich auch andere Fortbildungen gemeinsam durch, zum Beispiel „Rassismuskritische Arbeit: Empowerment und Critical Whiteness“ und „Argumentationstraining gegen rechte Hetze im (Berufs-)Alltag“.

Sie koordinieren die Gütersloher Aktionswochen gegen Rassismus?

Thomas Hellmund: Ja, die Servicestelle und die Integrationsagentur haben die Aktionswochen 2020 bereits zum zweiten dritten Mal koordiniert. Eine gelungene Veranstaltungsreihe, auf die wir zu Recht stolz sein können. Im Verlauf der letzten beiden Jahre konnten wir ein Netzwerk aus Migrant*innenorganisationen, Stadtverwaltung, Jugendverbänden, Freier Wohlfahrtspflege, Politik und anderen Akteuren aufbauen. Gemeinsam ist es uns gelungen ein vielfältiges und interressantes Angebot zusammen zu stellen, von niedrigschwelligen Angeboten der Begegnung über gemeinsames Kochen, Lesungen, Empowermentangebote, ein Flashmob von Grundschulkindern oder Fachvorträge, Filmvorführungen und bis hin zu einem Gottesdienst.

Sophie Buhan-Brzezinski: Uns ist es dabei sehr wichtig, dass Personen mit Diskriminierungserfahrungen niedrigschwellige Empowerment-Angebote geboten werden, die sie im Umgang mit alltäglichen Diskriminierungserfahrungen stärken können.

Ein letztes Statement zu Ihrer Arbeit…

Sophie Buhan-Brzezinski: Manchmal habe ich das Gefühl, gegen Windmühlen kämpfen zu müssen. Aber mich treibt der Gedanke an, dass ich nicht in einer Welt leben möchte, in der Menschen wegen unterschiedlicher Kategorien verletzt werden. Mit meiner Arbeit möchte ich vor allem den bisher schweigenden Teil der Gesellschaft erreichen und ermutigen, sich solidarisch gegen Diskriminierung einzusetzen.

Thomas Hellmund: Wenn wir in einer gerechteren Welt Gesellschaft leben möchten, müssen wir dazu beitragen, dass alle Menschen in gleicher Weise an unserer Gesellschaft ihr teilhaben können.

Das Interview wurde von Susanne Stromberg geführt und verschriftlicht.

„die Stromberg“

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http://www.die-stromberg.de

AKTUELLE ÄNDERUNG

Die Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit der AWO OWL e.V. zieht am 01.03.2023 von Gütersloh nach Bielefeld. Bitte beachten Sie die neuen Kontaktdaten.

Bielefeld
Herforder Straße 74
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Tel.: 0521 921 6434
E-Mail: sophie.buhan-brzezinski_at_awo-owl.de
Ansprechpartner*in
Sophie Buhan-Brzezinski

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